Zahnerkrankungen Katze

 

Chronische Gingivostomatitis

Die Gingivostomatitis ist eine sehr schmerzhafte und leider manchmal auch frustrierende Erkrankung der Mundhöhle bei der Katze und ist gekennzeichnet durch eine andauernde hochschmerzhafte Entzündung der Maulschleimhaut.
Bei diesem Krankheitsbild kommt es zu ulzerativen, häufig auch ulzeroproliferativen, chronischen Entzündungen des Zahnfleisches, der Backenschleimhaut sowie des Rachens und der Kieferwinkel.
Meist sind die Symptome im Bereich der Eck-und Schneidezähne weniger deutlich ausgebildet.

 

00008918_00017702_Bild_2006_01_15_0000007270Neben einer meist sehr ausgeprägten und schmerzhaften Zahnfleischentzündung, Entzündung der Backen und Rachenschleimhaut, Entzündung der Kieferwinkel teils mit Zubildung von entzündlichem Gewebe ist häufig klinisch und röntgenologisch Parodontitis in verschiedenen Schweregraden zu diagnostizieren. Resorptieve Läsionen (ehemals FORL), meist Klasse 1, in allen Stadien kann zusätzlich vorkommen. Durch die Schmerzhaftigkeit kann es zum sistieren der Futteraufnahme, Hypersalivation, Aufschreien beim fressen, Gewichtsverlust , schlechter Fellqualität durch vermindertes Putzen und Verhaltensveränderungen kommen.

Die genaue Ursache dieser Erkrankung ist nicht bekannt. Die chronische Gingivostomatitis wird histologisch durch ein Infiltrat von Zelltypen bestimmt, wobei Plasmazellen und Lymphozyten (Entzündungszellen) dominieren.
Bei Gingivostomatitispatienten wurde auch eine polyklonale Hypergammaglobulinaemie und erhöhte IgG ind IgM Level im Speichel nachgewiesen, was eine Beteiligung des Immunsystems vermuten lässt.

Eine virale Komponente wird diskutiert da bei nahezu 100 % der GS Katzen Calici- und bei ca 8 % Herpesviren nachweisbar sind. Ebenso wird ein Zusammenhang zwischen FeLV und FIV gesehen, sodass GS Katzen getestet werden sollten. FIV positiv getestete Katzen haben eine schlechtere Prognose.

Experimentell konnte diese Erkrankung bei Katzen jedoch nicht durch künstliche Infektion mit Bakterien oder Herpes- und Caliciviren erzeugt werden.

Die Lokalisation der ulzerativen Läsionen wie auch der hohe Ig Serumspiegel gegen gramnegative Anarobier welche bei Katzen praedominieren, lassen den Schluß zu, dass bakterieller Zahnbelag auch eine große Rolle bei dieser Erkrankung spielt.

Letztendlich handelt es sich vermutlich um eine multifaktorielle Erkrankung, sodass die Therapie bei jedem Patienten individuell gewählt werden muß.

Eine der Hauptpfeiler der Behandlung ist die selektive/komplette Zahnextraktion aller prämolaren und molaren Backenzähne bishin zur Extraktion aller vorhanden Zähne.
Studien haben gezeigt, das es bei ca. 60 % der betroffenen Katzen durch diese Behandlung zu einer Heilung kommt, ca. 20 % profitieren deutlich, weitere 13 % profitieren nur gering und bei 7 % der Katzen kommt es dadurch zu keiner Verbesserung der Symptomatik..

Behandlungen mit Medikamenten wie Schmerzmitteln, Antibiotika, Chlorhexidin,  Immunmodulatoren (Interferontherapie) oder in einigen wenigen Fällen (Kortison) müssen je nach Befund zusätzlich verabreicht werden

 

 

Resorptive Läsionen (ehemals FORL)

Unter resoptiven Läsionen versteht man eine Erkrankung, welche durch eine Zerstörung der Zahnhartsubstanz durch körpereigene Zellen (Osteoklasten) gekennzeichnet ist.

Neuere Untersuchungen zeigen, dass mehr als 50 % aller Katzen über 5 Jahren an dieser Erkrankung leiden. Unbestritten ist die zunehmende Häufigkeit der Erkrankung mit steigendem Alter. Die jährliche Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung einer neuen Läsion steigt um das 1,8-fache.

Knochengewebe unterliegt einem ständigen Umbau durch Osteoblasten und Osteoklasten. Das parodontale Ligament, Cementoblasten und Cementoid verhindern, das der Zahn in diesen Umbau eingeschlossen wird. Damit resorptive Läsionen entstehen können, muss dieser Schutzmechanismus verloren gehen.

Über die Ursachen der Erkrankung gibt es viele Theorien, doch trotz intensiver Forschung ist die Ursache noch nicht geklärt.

Während als Entstehungsgrund für Typ 1 RL entzündliche Prozesse im Vordergrund zu stehen scheinen, diskutiert man für Typ 2 verschiedene Ursachen:
Parodontale Probleme, bakterielle Besiedelung, virale Komponenten, hormonelle Imbalancen, Lebensstil, Futterzusammensetzung, Störung des Calcium-Phosphorverhältnisses,Überversorgung mit Vitamin D3, mechanischer Streß durch zu festes Futter und vieles mehr.
Bis heute gibt es jedoch keine gesicherte Ätiologie.

Der Beginn der Erkrankung beginnt am Wurzelzement, meist im Bereich der Schmelz-Zementgrenze- also am Zahnhals, im nicht sichtbaren Bereich kurz unterhalb der Maulschleimhaut. Von hier aus gehen die Läsionen weiter Richtung Wurzel und/oder Krone und tiefer ins Zahninnere, bis auch die Pulpa (der Zahnnerv) betroffen ist, was zu massiven Schmerzen führt.

Nach der Klassifizierung des American Veterinary Dental College unterscheidet man 3 verschiedene Typen und 5 verschiedene Stadien der Erkrankung:

Typ 1 : Entzündliche Prozesse wie Parodontitis, Gingivostomatitis oder endodontische Probleme sind an der Entstehung der resoptiven Läsionen beteiligt, Resorptionsprozesse am Zahn sind sichtbar, jedoch ohne das Auffüllen von knöchernem Ersatzgewebe. Das parodontale Ligament ist über große Bereiche des befallenen Zahnes noch vorhanden

Typ2 : – gekennzeichnet durch das Fehlen vorangegangener Entzündungsprozesse
Neben den resorptiven Zahnhartsubstanzdefekten findet man bei diesem Typ auch reparative Prozesse. Diese sind gekennzeichnet durch das Auffüllen der entstandenen Läsionen mit knochenartigem Ersatzgewebe. Da es sich um eine fehlerhafte Reparatur handelt, findet eine Verknöcherung (Ankylose) zwischen Kieferknochen und Zahnwurzel statt. Dadurch verliert der Zahn an Elastizität und Stabilität und es kommt häufig zum abbrechen der Zahnkrone, meist au Höhe der Maulschleimhaut.

Typ 3:
Zähne, welche Veränderungen beider Läsionen (Typ 1 und 2) aufweisenden

Je nach Ausprägung der Erkrankung werden die Läsionen in 5 verschiedene Stadien eingeteilt.
Symptome und Anzeichen für das Vorhandensein einer RL:

Symptome können unterschiedlich ausgeprägt sein, alle Symptome können einzeln oder kombiniert auftreten, es gibt jedoch auch Katzen mit RL die jede Symptomatik vermissen lassen.

– Änderung der Fressgewohnheiten, Herausfallen lassen von Futter
– Schmerzlaute beim Fressen
– vermehrtes Speicheln
– exzessive Zungenbewegungen
– Zahnfleischenzündungen
-„Pink-spots“ durch Einwachsen von Zahnfleisch in den Kronendefekt
– fehlende Zähne mit „erhöhtem Alveolarkamm“

Diagnostik:

Für eine genaue Einschätzung der Erkrankung sind dentale Röntgenbilder aller Zähne unabdingbar!
Dies ist nur in Vollnarkose möglich!

Zahn

 

 

 

Typische röntgenologische Veränderung bei einer resorptiven Läsion des ersten Backenzahnes   bei einer Katze.

 

 

 

 

 

 

 

Therapie:

Leider sind die Behandlungsmöglichkeiten trotz intensiver Forschung auf diesem Gebiet sehr begrenzt.
Im Vordergrund stehen nach wie vor Zahnextraktionen der betroffenen Zähne sowie ein gutes Schmerzmanagement, da diese Läsionen hochgradig schmerzhaft sein können.